600 Jahre Glaubens- und Pfarrgeschichte
Das Tauf- und Bestattungsrecht waren vor 600 Jahren die "ersten Schritte" auf dem Weg zur eigenen Pfarrwerdung.
Pfarrer Daniel Fenk nannte es am Samstag beim Festgottesdienst ein "ungewöhnliches Fest", das gefeiert wird, denn am 27. April 1424 hat Papst Martin V. damals das Recht gegeben, dass in Grafenwöhr getauft und beerdigt werden darf. "600 Jahre Erhebung zur Pfarrei" trifft es nicht genau, was gefeiert wurde, sondern "der Beginn der Selbstständigwerdung Grafenwöhrs auf dem Weg hin zur eigenen Pfarrei".
Ein besonderer Gruß ging an Leonore Böhm und an alle anderen, die in der Vergangenheit geholfen haben und auch heute immer wieder helfen, Spannendes aus unserer Geschichte zu Tage zu fördern. Auch nach den Tauf- und Sepultur(Bestattungs)recht war Grafenwöhr noch nach Jahrzehnten abhängig von Eschenbach und dem Kloster Speinshart und damit gleichsam eine "Filiale". "In dieser Zeit erlernte der Ort immer mehr die Selbständigkeit, auch im gelebten Glauben. Später kamen beispielsweise auch die ersten Hochzeiten hinzu", erklärte Pfarrer Fenk.
Um das Jahr 1541 mit der Reformation und der Ernennung evangelischer Pfarrer durch den Stadtrat durfte sich Grafenwöhr "Pfarrei" nennen. Es gibt also eine gemeinsame Geschichte mit den evangelischen Glaubensgeschwistern. Aber der letzte evangelische Pfarrer Merz vor der wieder Katholisch-Werdung Grafenwöhrs in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts trug Kämpfe zwischen Katholiken und Protestanten aus.
Aber es gibt auch gute Früchte, wie es im Johannes-Evangelium (15,1-8) steht. Jesus ist der Weinstock, wir sind die Reben. Und nur wer an ihm und bei ihm bleibt, bringt gute Frucht hervor. "Auch unsere Pfarrei kann man mit solch einem Weinstock vergleichen", so Pfarrer Fenk, der den katholischen Pfarrer Sebastian Raith nannte und als "Frucht Gottes" bezeichnete.
In seiner rund 44-jährigen Amtszeit hat Raith nicht nur die Seuchenartige Krankheit 1729 und 1730 erlebt und stand den Menschen seelsorgerisch bei, sondern hat zugleich den Gelübdefeiertag am Sebastianstag 1731 aus diesem Grund ins Leben gerufen. Dieser wurde heuer in das immaterielle Kulturerbe Bayerns aufgenommen. Auch die Barockisierung der alten Pfarr- und Friedhofskirche fand unter seiner Zeit statt.
Ein weiterer "Fruchtbringer" war Monsignore Ludwig Schmidt, dem viel zu verdanken ist, besonders aus baulicher Sicht: Ob es die Friedenskirche war, in der gefeiert wurde, oder auch das Jugendheim, in das alle eingeladen waren. Für viele fruchtbringend war auch der Ruhestandsgeistliche Hans Bayer. Außerdem seien zahlreiche Berufungen aus Grafenwöhr hervorgegangen, Priester und Ordensleute, die den Glauben hier und über den Ort hinaus verkündet haben.
Die Gläubigen wurden aufgerufen, gestärkt von Jesus, sich in der Kirche einzubringen, damit wir die Zukunft unserer Pfarrei weiterschreiben dürfen. Für die musikalische Umrahmung bedankte sich Pfarrer Daniel Fenk bei den "4 Dimensions". Im großen gefüllten Jugendheim-Saal ging die Feier mit einem "Weinabend" weiter. Es konnten Bilder von der Gmünder Künstlerin Marion Schmid besichtigt sowie die 600 Jahre alte Glaubensgeschichte Grafenwöhrs anhand eines Zeitstrahls auf einer Länge von zwei Mal zwei Meter entdeckt werden.