Pater Jean Moliére vertritt Pfarrer Bernhard Müller
Können Sie französich?", wollte Pater Jean Moliére von mir wissen, als ich ihn um ein Interviw bat. Ich muss zugeben, dass meine Französisch-Kenntnisse nicht ausreichen, um mich mit ihm zu unterhalten. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn die Urlaubsvertretung von Pfarrer Bernhard Müller spricht perfekt deutsch.
Weißwurstfrühstück zum Geburtstag
Am Mittwoch-Vormittag empfängt mich schallendes Lachen, als ich vor dem Pfarrhof stehe. Es ist ein fröhlicher Tag, denn Pater Jean isst zum ersten Mal Weißwürste und zwar an seinem 44. Geburtstag. Seit 29. Juli ist der aus Haiti stammende Pater schon in Grafenwöhr, der im Jahr 2006 zum Priester geweiht wurde. Vor drei Jahren erlernte Pater Jean bei einem Kurs in Nordrhein-Westfalen die deutsche Sprache. Er besuchte auch zehn Monate lang die Akademie "Klausenhof", die zum Bistum Münster gehört. Seit zwei Jahren ist er zum Weiterstudium im Fach Dogmatik in Frankfurt am Main freigestellt. Seine Doktorarbeit hat er bereits abgegeben.
"Die Arbeit als Priester in Grafenwöhr ist eine große Erfahrung für mich", sagt Pater Jean. Sein erster Eindruck: "Die Kirche ist für die Menschen hier im Zentrum des Lebens." Dies habe sich auch beim Sommerfest für die Senioren gezeigt, das vom Katholischen Frauenbund ausgerichtet wurde. "Das hat mich sehr gefreut, dass sich die Mitglieder um die Senioren kümmern." Er selbst war auch mittendrin unter vielen Frauen. Beruhigend war wohl, dass sich auch Monsignore Karl Wohlgut, Bürgemeister Edgar Knobloch und noch ein paar Männer dazugesellten. Besucht hat der Pater in Grafenwöhr auch das Seniorenheim "St. Sebastian".
Kann man Grafenwöhr mit Haiti vergleichen? "Nein! - Haiti ist Lateinamerika und die Karibik, die ganz anders ist. Die Kirche und die Menschen sind arm. Die Afro-Amerikaner lächeln und sind froh, auch wenn sie beispielsweise nicht richtig essen können", erklärt der Pater, der auch schon sieben Jahre lang als Student und Prister in Brasilien gearbeitet hat. Seinen Aufenthalt in Deutschland sieht er als Synthese, zum Vergleich mit Haiti.
Bis 21. August bleibt Pater Jean noch in Grafenwöhr. Im April 2018 geht er zurück in seine Heimat Haiti, wo er an einer Theologie-Hochschule wirken wird. Dazu wünsche ich ihm und sicherlich auch die anderen Grafenwöhrer, die er kennengelernt hat oder noch treffen wird, alles Gute und Gottes Segen.
Bild und Text: Renate Gradl